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7. Havel-Plünnenfahrt

  • von KCZ-Autor*innen
  • 01 Dez., 2024

Mai 2024

Seitdem mich vor sieben Jahren das Paddelvirus erwischt hat, habe ich immer wieder zur
Havel zurückgefunden – nicht nur, weil sie für Berliner*innen ein nahes Ziel ist, sondern vor
allem, weil sie so abwechslungsreich ist und viel Naturerlebnis bietet. Den größten Teil
ihres Verlaufs kannte ich daher schon, aber der Gedanke, die ganze Havel am Stück zu
paddeln, hatte mich sofort fasziniert, als ich zum ersten Mal von der Havel-Plünnenfahrt
hörte. Umso praktischer also, dass sie jährlich - wenn keine Pandemie dazwischenfunkt -
Wanderwart des KC Zugvogel Berlin organisiert wird, in den ich erst ein Jahr vorher
eingetreten bin.

Im Mai wurden also zwei Urlaubswochen freigeschaufelt, um dieses Abenteuer
mitzumachen. Darauf ließen sich in diesem Jahr 18 (bzw. zeitweise 19) Paddler*innen ein, und wir
waren eine erfreulich internationale Gruppe: nicht nur deutsche Paddler*innen aus Berlin vom
KCZ und HKC sowie aus Hamburg, Braunschweig, dem Harz und Süddeutschland, sondern
auch Däninnen, Belgier, Niederländer. Und nur nette Leute! Muss daran liegen, dass sie
alle Paddler*innen sind.

Erfreulicherweise waren diesmal gleich fünf Zugvögel dabei. Das war bei den
vorherigen sechs Plünnenfahrten wohl anders. Wurde also Zeit, dass auch die Zugvögel die
Plünnenfahrt für sich entdeckt haben!

Kurz zu den Rahmendaten: Die Fahrt erstreckte sich über 324 km und zwölf Tage - zehn
Etappentage und zwei Pausentage, wobei der zweite Pausentag üblicherweise auf den
Termin der Innerstädtischen Spreefahrt fällt. So haben die Teilnehmer*innen die Gelegenheit,
durch das Berliner Regierungsviertel zu paddeln, wenn sie einen Pausentag opfern.

Am Samstag, dem 18. Mai, trafen wir uns alle auf dem Campingplatz am Käbelicksee, und
nach dem ersten Kennenlernen und einem Spaziergang zur offiziellen Havelquelle in
Kratzeburg (plus Cafébesuch natürlich) sollte es am nächsten Tag losgehen:

19. Mai / Etappe 1: Kratzeburg – Wesenberg, 30 km
Fast den ganzen Tag ging es durch den Müritz-Nationalpark, über die zahlreichen
Havelquellseen und durch die schmalen, von Schilf gesäumten Kanalabschnitte zwischen
den Seen. Eine wunderschöne Strecke, auf der man auch mal den einen oder anderen
Eisvogel oder Seeadler bewundern kann. Passend zur Ankunft beim Kanuverein in
Wesenberg fing es an zu schütten. Es sollte nicht der letzte Wolkenbruch bleiben.

20. Mai / Etappe 2: Wesenberg – Himmelpfort, 30 km
Highlights: Fürstenberg samt Fisch-Kanu-Pass (nicht jeder kam ohne Wandkontakt
herunter, aber alle blieben trocken) und Priesterhavel sowie die Pause beim Fischer an der
überdachten Holzbrücke bei Ahrensberg, wo gerade auch geräuchert wurde. Beste
Imbissgelegenheit auf der Mecklenburgischen Kleinseenplatte!

Bei der Überquerung des Stolpsees zierten dann schon beeindruckende Wolkentürme den
Himmel. Kurz nach der Ankunft in Himmelpfort gab es auch den erwarteten Wolkenbruch.
Nicht alle haben es geschafft, die Zelte noch rechtzeitig aufzubauen.
Abends standen noch ein Besuch beim Weihnachtsmann in Himmelpfort, die Besichtigung
der Ruine des Zisterzienserklosters und ein traumhafter Sonnenuntergang an.

21. Mai / Etappe 3: Himmelpfort – Burgwall, 29 km
Sehr schöne und einsame Strecke vorbei an Bredereiche, Pause auf dem Biwakplatz in der
Nähe der Ziegenkäserei Capriolenhof (leider nur samstags und sonntags geöbnet), dann
vorbei an ehemaligen Tonstichen bis nach Burgwall. Da es tagsüber recht heiß war, freuten
wir uns über die Gelegenheit, uns nach der Etappe in einem kleinen Badesee bei Burgwall
(ebenfalls ein alter Tonstich) abkühlen zu können. Auch wenn das Wasser unbestätigten
Berichten zufolge „voll warm“ war.

22. Mai / Etappe 4: Burgwall – Liebenwalde, 25 km
Nachdem wir die Ziegelei Mildenberg passiert und in Zehdenick Mittagspause gemacht
hatten (Pausentipp: Bäckerei & Konditorei Jahn), folgte die „langweilige“ Strecke durch den
Voßkanal, während sich die Schnelle Havel ca. hundert Meter entfernt und von Paddler*innen
unbehelligt durch die Landschaft schlängelt (Anmerkung: ab Liebenwalde darf man die
Schnelle Havel zwischen Juli und März befahren, das ist aber nichts für voll beladene
Tourenkajaks). So langweilig war die Kanalstrecke dann aber doch nicht, denn wir durften
dort einen wirklich beeindruckenden Wolkenbruch erleben - samt Blitz und Donner,
während wir in der Schleuse Bischofswerder auf die Schleusung warteten. Da wird einem
dann doch etwas mulmig.

23. Mai / Etappe 5: Liebenwalde – Berlin, 42 km
Die erste längere Etappe – und sie zog sich dank der langen Kanalabschnitte durchaus
auch hin. Versuche, auf den Bugwellen eines der großen Frachtschiffe zu surfen, sorgten
aber für Abwechslung. Und für die Zugvögel fühlte sich die Strecke nach dem
Oranienburger Lehnitzsee dann schon nach Heimat an, was die letzten Kilometer
erleichterte.

Geplant war eine Mittagspause beim Gasthaus „Zum Weißen Schwan“ bei Velten. Dort war
aber Ruhetag, weshalb wir vom überaus freundlichen Wirt verscheucht wurden – Anlegen
an Ruhetagen nicht erwünscht, und vermutlich auch sonst nicht. Das ist wohl dieses
Brandenburg, von dem Rainald Grebe sang. Ein Erlebnis der besonderen Art, das auch
unsere internationalen Teilnehmer*innen beeindruckt hat!

Nach dieser anstrengenden Etappe kamen wir dann aber „zu Hause“ beim KCZ an, wo wir
sehr nett empfangen wurden. Auch mal schön, Gast im eigenen Verein zu sein.

24. Mai / Pausentag

25. Mai / Innerstädtische Spreefahrt
Immer wieder nett, mitten durch Berlin auf der Spree paddeln zu dürfen - vor allem
natürlich für die Nicht-Berliner. Danach Grillen beim KCZ. Ein schöner „aktiver Pausentag“,
bevor es in die zweite Tourenwoche geht.

26. Mai / Etappe 6: Berlin – Potsdam, 33 km
Nachdem wir den KCZ hinter uns gelassen haben, endet die Befahrung der Oberhavel mit
einem seltenen Erlebnis: einer Schleusung in Spandau! Diesmal mit zahlreichen Ruderer*innen
als Beifang. Sehr schön, dass die Schleusenwärterin sich dazu überreden ließ. Ob sie
es bereut hat, wissen wir nicht.

Weiter ging es dann auf der Unterhavel, mit Mittagspause beim Britischen Yachtclub (den
wir mit unseren vielen Fish-&-Chips-Bestellungen etwas überfallen haben) und Potsdam-
Sightseeing vom Wasser aus.

27. Mai / Etappe 7: Potsdam – Ketzin, 23 km
Längere Pause in der sehenswerten historischen Insel-Altstadt von Werder, und danach
ging es auf den schönen Streckenabschnitt zwischen Werder und Ketzin. Übernachtet
wurde dort im Strandbad. Bei dem warmen Wetter freuten wir uns natürlich über die
Badegelegenheit.

28. Mai / Etappe 8: Ketzin – Brandenburg, 26 km
Die seenartige, breite Mittlere Havel mit ihren Inseln und Mäandern zwischen Ketzin und
Brandenburg ist nach den Stadtdurchfahrten von Berlin und Potsdam ein schöner Kontrast.
Nichts los hier – und das ist gut so! Wäre mehr Zeit, würde sich auch die Erkundung des
Wasserlabyrinths von Ketzin-Brückenkopf oder auch eine Wanderung zum Aussichtsturm
auf dem Götzer Berg lohnen – aber so viel Zeit hatten wir leider nicht.

Nach diesem einsamen Flussabschnitt kamen wir in Brandenburg an der Havel an, das
vom Wasser aus ganz hübsch ist. Abends ging es dann zum Italiener in der Brandenburger
Innenstadt – die Tagliatelle mit den vom Chef vorher präsentierten frischen Trüffeln waren
umwerfend gut!

29. Mai / Etappe 9: Brandenburg – Rathenow, 44 km
Nach der Pause in Berlin und den eher entspannteren Etappen danach ging es jetzt an den
letzten beiden Tagen zur Sache, denn die beiden längsten Etappen standen vor uns. Die
Etappe nach Rathenow fühlte sich dann aber gar nicht so lang an: Erstens hatten wir uns
inzwischen warmgepaddelt, zweitens haben das schöne Wetter und der Rückenwind auf
dem größten Teil der heutigen Strecke, vor allem auch auf dem Breitlingsee und dem Plauer
See, definitiv geholfen – meist hat man dort Gegenwind.

Vor allem ab Pritzerbe wird es dann landschaftlich sehr schön. Angesichts der
Etappenlänge haben wir aber keine Abstecher in die dortigen Altarme gemacht, von denen
im letzten Jahrzehnt einige dank der NABU-Bemühungen wieder an den Hauptstrom
angeschlossen wurden, sondern den kürzesten Weg bis zum Rathenower
Wassersportverein gewählt.

30. Mai / Etappe 10: Rathenow – Havelberg, 46 km
Das große Finale! Auch auf diesem Streckenabschnitt gäbe es schöne Alternativstrecken:
Die Rathenower Stremme, den Warnauer Vorfluter, die lohnenswerte Gülper Havel (erst ab
Juni befahrbar), die durch den Sternenpark Westhavelland führt... aber wir hatten auch mit
den 47 km auf der Haupthavel genug zu tun.

Nach der Pause in Strodehne waren wir auf der Flucht vor dem nahenden Unwetter. Der
letzte Streckenabschnitt vorbei am NSG Stremel lohnte sich aber trotz der nahenden
dunklen Wolken, denn dort waren Adler aus der Nähe zu sehen. Passend zur Ankunft am
Ziel auf der Havelberger Spülinsel ging dann der Regen los.

Nach dem Ende der Tour stand noch ein gemeinsames Abendessen an, und spätestens am
nächsten Tag – manche nahmen sich noch Zeit für einen Stadtbummel in Havelberg –
würden sich dann alle wieder auf den Weg nach Hause machen.

Geschafft!
In zehn Etappen und (gerundet und mit Umwegen) 328 Kilometern haben wir also die
gesamt Havel erlebt. Jede Etappe war ganz anders als die anderen, jede Etappe war
interessant - nette Orte und Sehenswürdigkeiten, schöne Übernachtungsplätze, ruhige
Abschnitte mit viel Natur, mittendrin dann Berlin und Potsdam, aber auch viele kleinere
Orte irgendwo im Nirgendwo... Außerdem sehr nette Mitpaddler*innen und ein entspannter
Fahrtenleiter (oder zumindest unaufgeregt, denn entspannend ist so ein Sack Flöhe,
wie wir Teilnehmer*innen mit unseren ständigen Fragen es sind, vermutlich doch nicht). Und
zumindest in meiner Erinnerung war auch das Wetter meistens gut. Oder wenn nicht gut,
dann doch spannend.

Für die vielen Erlebnisse auf so einer Tour ist in so einem Fahrtenbericht aber nicht genug
Platz - die muss man eben selbst erleben. Ich kann deshalb jedem, der sich von den
Etappenlängen nicht abschrecken lässt (so schlimm sind die drei längeren Etappen
allerdings auch nicht), wärmstens empfehlen, sich für die achte Auflage der Havel-
Plünnenfahrt 2025 anzumelden. Diese zwei Wochen Zeit sollte man sich für die Havel
wirklich nehmen! Oder auch nochmal nehmen.
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