Mit einem Brückentag durch den 3. Oktober bot sich dieses Jahr mit wenigen Urlaubstagen eine günstige Gelegenheit den Plöner See und die Schwentine kennenzulernen. Manche von uns genossen sogar den Luxus schon Mittwoch gegen Mittag vorzufahren.
Das Quartier für die ersten zwei Nächte war der ausgesprochen schöne Campingplatz Spitzenort in der Nähe von Plön am Plöner See, wo wir für unsere 5 Zelte drei großzügige Plätze zugewiesen bekamen. Dankenswerterweise konnten wir von Vereinsmitgliedern einen praktischen Faltpavillon ausleihen, damit wir auch bei Regen geschützt zusammensitzen konnten. Schnell hatten wir drei die Boote abgeladen und fast das ganze Lager aufgebaut. Das Campingplatzrestaurant stellte sich – zurecht – als gut besucht heraus, sodass wir froh waren noch einen Platz zu bekommen. Mit knapper Not bekamen wir auch für die Tischreservierung am Folgetag noch ein relativ frühes Zeitfenster zugeteilt.
Mit 28 km² Seefläche und einer Tiefe von bis zu 56 m ist der vollständig im Naturpark Holsteinische Schweiz liegende Plöner See* der größte und tiefste in Schleswig-Holstein. Am Donnerstagmorgen machten wir uns von einem kleinen Strand auf, eine Runde auf dem westlichen Teil des Großen Plöner Sees zu paddeln, genauer gesagt, das mit maximal 30 m Tiefe eher flachere Ascheberger Becken. Es war eine schöne kurze Runde von ca. 12 km auf dem glasklaren See und wir konnten etliche Seeadler beobachten.
Im Flachwasserbereich am nördlichen Ufer entdeckten wir hübsche Bauminselchen, durch die man hindurchfahren konnte. Manche von unserer Truppe ließen es bei dieser Seerunde bewenden und freuten sich auf warme Duschen und ein Mittagschläfchen im Zelt.
Ein paar unermüdliche hatten jedoch noch Lust die schmale Durchfahrt zum Vierer See zu suchen. Inzwischen ließ sich die Sonne auch immer mehr blicken, und die Querung über das östliche Plöner Becken gelang uns mühelos.
Wo der Vierer See in den Plöner See entwässert war nicht ganz einfach zu finden, da nur ein flaches Bächlein über einen Strandwall fließt, sodass wir dort zu Anfang auch treideln mussten, um anschließend unter umgefallenen Bäumen hindurch den Vierer See zu erreichen.
Den Vierer See, der malerisch in der hügeligen Moränenlandschaft liegt, trennt nur ein schmaler Landstreifen vom Plöner See. Am östlichen Ufer sind ein paar kleinere Orte und ein größerer Campingplatz zu sehen, die Nordseite ist von steilen Buchenwäldern gesäumt.
Der See strahlte eine große Ruhe aus, und wir genossen die Tour sehr. Leider reichte dann die Zeit nicht mehr, um noch nach Plön zu fahren, immerhin aber noch um die schmale Durchfahrt an der Prinzeninsel zurück zum Campingplatz zu erkunden.
Am nächsten Morgen hieß es zeitig abbauen, da schon um 9.00 Uhr ein Verwandter aus Eutin bei uns auf dem Platz vorbeikam um die Autofahrer nach Kiel zu shutteln – diesem vielen Dank dafür. Bei Frühstück gab es daher eine – wenn auch relativ unproblematische – Konkurrenz um die Plätze des überdachten Sitzplatzes, den der Campingplatz bereit hält mit einer großen Fahrradtruppe von der Zeltwiese.
Für die Tagesetappe mussten wir ohne unseren Fahrtenleiter auskommen, der die Gelegenheit zu einem Familienbesuch nutzte. Gegen 10.30 Uhr waren die Autofahrer zurück und wir umrundeten den Campingplatz um durch die Rohrdommelbucht zum Borstenfischpass zu gelangen, um in den Kleinen Plöner See zu kommen. Die meisten von uns treidelten die Boote herunter, aber zwei Mutige stellten fest, dass dieser Fischpass beim gegebenen Wasserstand und durch die Umbauten an den Rändern durchaus fahrbar war.
Die Schwentine ist mit 68 km einer der längsten Flüsse Schleswig-Holsteins. Davon lagen nach dem Kilometer um den Campingplatz und dem Fischpass etwa 30 km vor uns. Abschnitte über Seen, wie z.B. dem Kleinen Plöner See, Kronsee und Fuhlensee, LankerSee und dem Rosensee wechseln sich ab mit idyllischen Kleinflussstrecken zwischen Schilf, Wiesen und Auwäldern. Es gibt Abschnitte mit durchaus flotter Strömung, und insgesamt ist der Fluss sehr abwechslungsreich. Leider fing es unterwegs an zu regnen und auch der Wind machte unsere Pause am Lanker See kurz vor dem Ort Preetz etwas ungemütlich. Erstaunlicherweise hielt die Witterung dennoch einen Mann nicht davon ab, ein kurzes Bad in dem See zu nehmen, der stammte wohl von den Wikingern ab.
Kurz bevor es uns durch den grauen Himmel und einem etwas eintönigerem Abschnitt im Wald doch noch langweilig werden konnte, gab es ein quer über den Fluss liegendes Baumhindernis zu bewältigen. Es stellte sich heraus, dass die gerne angewendete Technik – mit viel Schwung auf den Baum zu fahren um dann auf der anderen Seite herunterzurutschen – hier nicht zum Erfolg führte, jedenfalls hing der erste Paddler dann fest. Aber es gab unter uns zwei nach den Rhein-Altarm-Touren geübte Baumhindernisbezwinger, die den anderen mit Fachkenntnis und Zusprache über das Hindernis hinüber halfen, auch wenn es für manche durchaus spannend war zwischendurch eine Zeit auf dem Hintern balancierend auf dem Baumstamm zu verbringen.
Die Schwentine war bis dahin unglaublich klar, allerfeinstes Badewasser, wenn man von der Temperatur einmal absieht. Das änderte sich am nächsten Hindernis, einem ausgedehnten Feld Entengrütze von etwa 10 cm Dicke an der Straßenbrücke vor dem Rosensee, welches zu queren erheblichen Einsatz der Bauchmuskulatur forderte und dem Geruchssinn keine Freude bereitete.
Einer von uns war inzwischen vorgefahren, da uns für das nächste Hindernis, der Umtragestrecke an der Rastorfer Mühle, infolge eines defekten Reifens und einer kleinen Vergesslichkeit ein Bootswagen fehlte. So kam er uns dann schon entgegen, als wir gerade anlandeten und die 2 km lange Strecke musste nicht noch zwei Mal gelaufen werden. Von da an war es dann nicht mehr weit zum Boothaus des Ellerbeker TV, wo unser Quartier für die nächsten zwei Nächte sein sollte.
Das regnerische Wetter und der Verkehr auf und unter der Hochbrücke über das Schwentinetal machten es uns leicht, uns für die Verteilung der Isomatten auf Clubraum und Kraftraum zu entscheiden. Abends wurde gekocht, lecker gegessen und gemütlich auf den Sofas gelümmelt.
Am Samstag nutzten dann die ganz unermüdlichen noch die Gelegenheit auf die Förde zu fahren. Die Wettervorhersage versprach einiges an Wellen, aber das maritime Flair mit Hafenanlagen, großen Schiffen und einen weiteren Blick auf die Mündung in die Ostsee wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Für die Mündung der Schwentine in die Förde muss ein Borstenpass bewältigt werden, der eigentlich nur getreidelt werden soll. Da der Wasserstand gut war – der untere Steg stand auf einer Strecke von mehreren Metern unter Wasser – entschied sich die Mehrheit von uns zum Ungehorsam und ließ sich im Boot sitzend herunterspülen, was hinterher für einige Diskussionen sorgte – Fazit: Soll man der Natur zuliebe bleiben lassen, da bei dieser Art Konstruktion Kunststoffteile abbrechen und so in die Nahrungskette gelangen können.
Die Strecke durch den Hafen war sehr interessant, es gab durch die Spundwände einige Kabbelwellen. Weiter nördlich, wo die Förde breiter wird, wurden die Wellen länger aber auch höher. Wir arbeiteten uns gegen einen 3 bis 4-er Wind aus Nordost an, also mit halber Abdeckung vom rechten Ufer her. So kamen wir schließlich nach einer sportlichen Tour mit einem kurzen Zwischenstopp am Strand bei Möltenort in Laboe an.Dort waren in den Restaurants und Cafés am Hafen alle Plätze besetzt – leider, oder doch nein, eher zum Glück - denn so verbrachten wir eine angenehme Zeit im Informationszentrum der Seenotretter**, die uns einen interessanten Film zeigten und uns sehr freundlich und informativ Art über die Arbeit dieser ausgesprochen wichtigen ehrenamtlichen Institution informierten, während wir unsere mitgebrachten Stullen knautschten.
Wir setzten uns wieder in die Boote und fuhren den Rückweg bei nachlassendem Wind und Wellen, diesmal den Borstenpass selbstverständlich treidelnd, zurück zum Bootshaus. Dort haben wir noch eine Nacht verbracht. Schade, dass es am nächsten Tag wegen der Länge der Strecke und des erwarteten Verkehrs nicht mehr möglich war, noch eine Fahrt auf der Förde zu machen.
Es war eine insgesamt sehr abwechslungsreiche, interessante und gut organisierte Tour.
*Alle allgemeinen
Informationen über Gewässer und Landschaft:
https://www.wikipedia.de/
**Infozentrum der Seenotretter Laboe:
https://www.seenotretter.de/wer-wir-sind/teams-stationen/ansicht/station/laboe/
Beide Organisationen freuen sich über Spenden!